
 
Unser gemeinsames Auftauchen in Gaienhofen verwirrte
manche Lehrer in bestimmter Hinsicht ungemein. Die beiden waren ja kaum
aus einander zu halten! Allein die äusserliche 'Ähnlichkeit' und dann
die ungewöhnlich komplizierten Namen- Heike und Petra. Nachdem diese mal
im Hirn verankert waren, stand man nur noch vor dem Problem der Zuordnung!
Da halfen auch ganz spitzfindige Eselsbrücken nichts mehr: "Petra mit
r in der Mitte wie rote Haare, gell Herr Ertel.
Bei dem einen Teil dieser ungleichen Freundinnen handelt es sich um eine
pfiffige Person mit dem Wahlspruch "lieber klein und zackig als groß und
dappig".
Schule und Freizeit brachte sie souverän unter einen Hut. Als eine der
beiden einzigen Mädchen schlug sie sich im Mathe-LK gut durch.
Um vor lauter Büffeln auf's Abi nicht total kopflastig zu werden, verlagerte
sich die ganze Energie manchmal explosiv auf's Tanzbein. Und da gab's
nur noch eins: 'Saturday night fever'!
Der Stil war recht legendär: eine schräge Mischung aus Charleston und
Boogie, mit wilden Beinschlenkern versetzt. Die Heike, das haben wir schon
an Fasnacht festgestellt, war eindeutig im falschen Jahrzehnt geboren.
Golden Twenties!
Nicht genug, daß Pferde und reiten eines ihrer größten Hobbies waren,
mit dieser Frau konnte man auch in jeder Lebenslage Pferde stehlen. Oft
war sie die physikalische- und mathematische letzte Hoffnung und hockte
mit gebeugtem Kopf über meinen stressigen Ableitungen, während ich mal
wieder geistigen Stromausfall hatte...
Heike ist eine äußerst logisch denkende Person, der man auch mal sein
Herz ausschütten konnte, ohne die geringste Befürchtungen haben zu müssen,
daß dies zur brodelnden Gaienhofener Gerüchteküche beitragen könnte. Also
ein idealer Privatpsychiater, Doktor Sommer in, Liebes-, Schul- und Familienfragen
und humorvolle Freundin in einem.
Bei der Wahl des Bio-LKs tauchen ungeklärte Fragen auf- hatte sie diesen
LK nur gewählt, weil sie durch Kenntnis sämtlicher Innereien und Äußereien
durch zahlreiche Krankenhausaufenthalte rein wissensmäßig Vorsprung hatte?
Die ganz entspannte Haltung vor'm Abi (wir schaffen das schon- und denk
an Berlin anschließend) und ihre Lockerheit mit Streß umzugehen, kommmt
wohl vom heimischen Überlebenstraining im Familientohuwabohu (leicht festzustellen
bei einem Anruf beim Zähringerchen- wilde Hintergrundgeräuschkulisse und
eine krähende kleine Schwester, der man erst mal den Hörer aus den Patschhänden
wringen muß).
Unmittelbar mit Heike ist auch ihr gelbes Postauto verbunden, das mit
schepperndem Radio über die Straßen braust. Mit ausgeprägten Geräuschen
schafft es schon bei 80 km/h die Illusion von 200. Doch die Launigkeit
und Tücke, die seiner Besitzerin fremd sind, zeigt es manchmal in unpassenden
Situationen. So bleibt es dampfend und schnaubend stehen, wenn es nicht
sollte (z.B. nachts um 4°° bei strömendem Regen auf der Autobahn) und
zeigt eine erstaunliche Zutraulichkeit zu pestimmten Pfosten, die wohl
viel zu zahlreich hinter den Gaienhofener Parkplätzen verteilt sind...
Tja, Heike, wenn Du vielleicht doch noch glücklich in Neuseeland 'hängenbleibst'
wirst Du bestimmt eines Tages Überraschungsbesuch vom Bodensee bekommen.
Mitten zwischen blökenden Schafen können wir uns dann vor Deiner Megafarm?
über alte Stories totlachen
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